Wespe (Vespula vulgaris)

Ratgeber: Wespe (Vespula vulgaris)

Wespen
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Die Gemeine Wespe ist eine der häufigsten und auffälligsten Wespenarten in der Schweiz. Sie fällt besonders im Spätsommer auf, wenn sie sich vermehrt in Gärten, auf Terrassen und bei Picknicks blicken lässt. Viele Menschen empfinden sie als störend oder gar gefährlich. Doch wer sie besser versteht, erkennt, dass sie nicht nur ein potenzieller Störenfried, sondern auch ein wertvolles Tier ist. In diesem Ratgeber erfährst du, wie die Gemeine Wespe lebt, warum sie den Menschen aufsucht und wie man klug mit ihr umgeht.

 

Steckbrief: Die Gemeine Wespe im Überblick

Wissenschaftlicher Name: Vespula vulgaris
Familie: Faltenwespen (Vespidae)
Grösse: Königin bis 20 mm, Arbeiterinnen 12–15 mm
Färbung: Gelb-schwarz gestreift mit charakteristischem schwarzen Ankerzeichen auf dem Gesicht
Verhalten: Sozial, staatenbildend, anpassungsfähig
Neststandort: Unterirdisch, in Hohlräumen, Mauerspalten oder Dachstöcken

 

Die Gemeine Wespe ist eng verwandt mit der Deutschen Wespe. Sie wird oft mit ihr verwechselt, lässt sich aber an kleinen Unterschieden in der Zeichnung und im Nestbau unterscheiden.

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Lebensweise und Lebenszyklus

 

Der Jahresverlauf eines Wespenstaates

Die Gemeine Wespe lebt in einem klar strukturierten Jahreszyklus:

  1. Frühjahr: Eine überwinterte Königin sucht einen geeigneten Ort für ein neues Nest.

  2. Frühsommer: Die ersten Arbeiterinnen schlüpfen und übernehmen Nestbau, Nahrungssuche und Brutpflege.

  3. Hochsommer: Das Nest wächst auf bis zu mehrere tausend Individuen an.

  4. Spätsommer: Es werden neue Königinnen und Männchen produziert.

  5. Herbst: Die Kolonie stirbt ab. Nur die begatteten Jungköniginnen überwintern.

 

Ein Nest wird nur eine Saison lang genutzt. Im nächsten Jahr entsteht ein neues an anderer Stelle.

 

Nestbau: Struktur und Standort

Die Gemeine Wespe baut papierartige Nester aus zerkauten Holzfasern und Speichel. Das Nest hat eine kugelige Form mit mehreren wabenartigen Etagen im Inneren. Als Standort bevorzugt sie geschützte, dunkle Orte:

  • Erdspalten oder verlassene Mäuselöcher

  • Unter Holzterrassen

  • Dachböden, Scheunen oder Rollladenkästen

  • Zwischen Wänden oder unter Schindeln

 

Ein auffälliger Flugverkehr an einem Ort kann ein Hinweis auf ein verborgenes Nest sein.

 

Nahrung: Warum sie uns im Sommer besucht

Wespen sind im Frühling und Sommer wichtige Räuber von Insekten. Sie jagen Raupen, Mücken, Fliegen und andere Kleintiere, um ihre Larven zu füttern. Dieses Verhalten macht sie zu natürlichen Schädlingsbekämpfern.

Im Spätsommer verändert sich ihr Nahrungsbedarf. Die Brut wird weniger, und die erwachsenen Wespen suchen nun selbst nach zuckerhaltiger Nahrung. Deshalb besuchen sie:

  • Fallobst

  • Limonade, Sirup, Glace

  • Kuchen und andere Süssspeisen

  • Fleisch und Fischreste beim Grillieren

 

Diese Suche bringt sie oft in die Nähe des Menschen.

 

Verhalten: Friedlich oder gefährlich?

Wespen sind keine aggressiven Tiere. Sie stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen oder ihr Nest verteidigen. Das kann passieren, wenn man:

  • Hastig nach ihnen schlägt

  • Eine Wespe versehentlich einquetscht

  • Dem Nest zu nahe kommt

  • Auf sie tritt, besonders bei Erdnestern

 

Ein einzelnes Tier am Tisch ist meist harmlos. Gefährlich wird es bei Störungen des Nestes oder bei einer grossen Anzahl von Tieren.

 

Richtiges Verhalten bei Wespenkontakt

 

Was du tun solltest

  • Bleibe ruhig, vermeide hektische Bewegungen

  • Decke Speisen und Getränke ab

  • Verwende Trinkhalme statt offener Dosen

  • Halte Kinder über das richtige Verhalten auf dem Laufenden

  • Biete Alternativen wie ein Teller mit Obst in sicherer Entfernung an

Was du vermeiden solltest

 

  • Nicht fuchteln oder anpusten

  • Keine süssen Parfums oder Haarsprays im Freien verwenden

  • Keine Insektensprays einsetzen, sie machen Wespen aggressiv

  • Keine Nester selbstständig entfernen

Wespennest gefunden – was nun?

 

Abschätzen statt handeln

Zuerst solltest du die Lage des Nests genau einschätzen:

  • Ist es aktiv beflogen?

  • Ist es in der Nähe von Durchgängen, Sitzplätzen oder Spielbereichen?

  • Gibt es Allergiker im Haushalt?

  • Kommt man dem Nest unabsichtlich regelmässig zu nahe?

Wenn das Nest abgelegen ist und niemanden stört, kann es meist bis zum Herbst bestehen bleiben. Danach stirbt es ab.

 

Fachleute hinzuziehen

Wenn eine Entfernung notwendig ist, sollte das von einer Fachperson übernommen werden. In vielen Gemeinden gibt es Anlaufstellen oder spezialisierte Schädlingsbekämpfer. Die Umsiedlung oder Entfernung erfolgt frühmorgens oder abends, wenn die Tiere ruhiger sind.

 

 

Selbstversuche mit Wasser, Feuer oder Spray sind gefährlich und in vielen Fällen auch gesetzlich nicht erlaubt.

 

Wespenstich – und jetzt?

 

Erste Hilfe

  • Kühle die betroffene Stelle sofort mit einem feuchten Tuch oder Eis

  • Verzichte auf Kratzen oder Reiben

  • Eine Zwiebelhälfte oder ein kühlendes Gel kann helfen

Wann musst du zum Arzt?

  • Bei Stichen im Mund- oder Rachenraum

  • Bei starker Schwellung oder Kreislaufproblemen

  • Wenn du auf Wespenstiche allergisch reagierst

 

Menschen mit Allergien sollten immer ein Notfallset bei sich tragen. Im Notfall sofort den Rettungsdienst alarmieren.

 

Fazit: Respekt statt Panik

 

Die Gemeine Wespe ist mehr als nur ein Sommerärgernis. Sie ist ein faszinierendes Insekt mit komplexem Sozialverhalten, grossem Nutzen für die Natur und klarem Jahresrhythmus. Wer sie versteht, kann Konflikte vermeiden. Mit etwas Umsicht, Ruhe und Respekt ist ein friedliches Miteinander möglich. Und vielleicht bleibt sogar etwas Bewunderung für das, was diese kleinen Tiere leisten.